AUS DER PRAXIS

Brandmeldealarm im Betrieb: Tipps für die Vor-/Nachbereitung

Text: Robin Dietrich | Foto (Header): © AA+W – stock.adobe.com

Ein Feueralarm kommt meist ungeplant. Doch hierauf muss jeder Betrieb vorbereitet sein. Schließlich darf im Brandfall keine Zeit unnötig vergeudet werden. Einiges kann bereits im Voraus sichergestellt werden: Hierzu zählen z. B. die Funktionsfähigkeit der Brandmeldeanlage oder auch Hilfsmittel für die Feuerwehr. Doch was kann und muss ein Betrieb leisten, sodass er für einen Einsatz wirklich gut vorgesorgt hat?

Auszug aus:

Der Brandschutzbeauftragte
Ausgabe Dezember 2020
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Trotz aller organisatorischer Maßnahmen zur Brandverhütung können Feuerwehreinsätze im Betrieb nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Wer eine Brandmeldeanlage mit Aufschaltung zur Feuerwehr hat, sieht sich schon mal einem Fehlalarm gegenübergestellt. Dabei trifft es die einen häufiger, die anderen nie. Was aber tun, wenn es doch einmal passiert und die Feuerwehr anrückt? Und welche Vorkehrungen können im Betrieb getroffen werden, damit der Einsatz schnell wieder beendet werden kann? In diesem Artikel sollen ein paar grundsätzliche Tipps gegeben werden, wie man einem solchen Ereignis begegnen kann.

Ablauf eines Alarms

Um zu verstehen, wie die Feuerwehr bei einem Brandmeldealarm arbeitet, müssen wir zunächst einmal den Ablauf eines solchen (Fehl-)Alarms betrachten.

Auslösung des Feueralarms
Am Anfang steht der Auslöser: Staub, Dreck, Wasserdampf – vielleicht sogar Rauch. Ein klassischer automatischer Streulichtmelder detektiert dieses Ereignis als Brandalarm, da er möglicherweise nicht zwischen Rauch und anderen Luftverunreinigungen unterscheiden kann. Diese Meldung wird an die Brandmelderzentrale weitergeleitet, die nun alle weiteren Prozesse in Gang setzt. Sie kümmert sich um die Brandfallsteuerung, beispielsweise von Aufzügen und Brandschutztoren, leitet die Evakuierung über eine akustische und optische Alarmierung ein und gibt die Brandmeldung weiter an eine Übertragungseinrichtung, die i. d. R. in unmittelbarer Nähe zur Brandmelderzentrale installiert ist. Eine Brandmelderzentrale überträgt die Brandmeldung übrigens nie selbst an die Feuerwehrleitstelle – hierfür ist ein eigenes Gerät eines Konzessionärs eingesetzt. Dadurch ist sichergestellt, dass alle Brandmeldeanlagen im Zuständigkeitsbereich einer Leitstelle ihre Meldungen mit gleichartigen Geräten absetzen und die Leitstelle dadurch einheitliche Meldungen verarbeiten kann.

Alarmierung der Feuerwehr
Die Übertragungseinrichtung sendet die Meldung nun über einen der beiden gesicherten Übertragungswege (VoIP oder GSM) entweder direkt an die Feuerwehrleitstelle oder an eine vorgeschaltete Clearing-Stelle, die die Meldung zunächst aufbereitet und anschließend an die Feuerwehrleitstelle weiterleitet.

In der Leitstelle geht diese Meldung als Brandalarm ein und wird ähnlich disponiert wie ein Notruf. Für jede Brandmeldeanlage ist auf der Leitstelle die zuständige Feuerwehr hinterlegt, die dann per Knopfdruck alarmiert wird. Je nach Region können das auch mehrere Feuerwehren sein, die dann zum Objekt ausrücken.

Alarmierung im Betrieb
Während die Feuerwehr im Anmarsch ist, läuft im betreffenden Objekt möglicherweise schon die Alarmierung – je nach Brandmeldekonzept auch nicht. Hier ist es nun wichtig, dass zumindest einige definierte Ansprechpartner wie beispielsweise der Empfang, die Pforte oder der Hausmeister über den Alarm informiert werden, damit die Feuerwehr nicht zum Überraschungsgast wird.

Anrücken der Feuerwehr und Arbeit vor Ort
Wenn die Einsatzkräfte das Objekt erreichen, werden sie zunächst den Zutritt zum Objekt sicherstellen. Damit die Feuerwehr auch zu Schließzeiten in ein Gebäude hineinkommt, verfügen die Objekte mit Brandmeldeanlage i. d. R. über ein Feuerwehrschlüsseldepot (FSD), das im Wesentlichen wie eine Art Schlüsselsafe funktioniert. Bei Alarmauslösung gibt die Anlage die äußere Klappe des Schlüsseldepots frei, sodass diese geöffnet werden kann. Dahinter befindet sich eine zweite Klappe, die nur die Feuerwehr mit einem speziellen Schlüssel öffnen kann. Hinter der zweiten Klappe sind dann ein oder mehrere Objektschlüssel, bestenfalls als Generalhauptschlüssel, deponiert. Damit die Feuerwehr also schon zu Beginn eines Einsatzes effizient arbeiten kann, ist es wichtig, dass das Feuerwehrschlüsseldepot zum einen gut erreichbar ist und dass in diesem Depot alle notwendigen Schlüssel vorhanden sind.

Hat die Feuerwehr den Objektschlüssel entnommen, geht es weiter zum Feuerwehrbedienfeld und Anzeigetableau, die heute i. d. R. in einer Feuerwehrinformationszentrale (manchmal auch Feuerwehrinformationszentrum) FIZ kombiniert sind. Diese Einrichtung ist die wichtigste Anlaufstelle der Feuerwehr. Es ist also von großer Bedeutung, dass diese frei zugänglich ist. In diesem meistens roten Kasten befindet sich ein weiteres Hilfsmittel, das man sicher als wichtigstes Element in diesem Vorgang beschreiben kann: Die Feuerwehrlaufkarten. Feuerwehrlaufkarten sind Karten im DIN A4 oder DIN A3 Format, welche dem Erkundungstrupp der Feuerwehr den Weg von der Feuerwehrinformationszentrale (FIZ) zur ausgelösten Meldergruppe zeigen. Folglich gibt es zu jeder Meldergruppe einer Brandmeldeanlage auch eine Laufkarte.

Bestandteile der Feuerwehrlaufkarte

Die Feuerwehrlaufkarte ist zwar der DIN 14675 (Brandmeldeanlagen) als Muster angehängt, aber nicht speziell genormt. Daher können die einzelnen Brandschutzdienststellen auch weitergehende Bestimmungen oder auch Erleichterungen erlassen. Sie besteht aber i. d. R. aus einer Vorder- und Rückseite. Ist ein Geschosswechsel zum Auffinden der ausgelösten Meldergruppe nicht erforderlich, befindet sich auf der Vorderseite meist ein Grundrissplan mit eingezeichnetem Weg vom FIZ direkt zur betreffenden Meldergruppe. Auf der Rückseite befindet sich dann eine Detailansicht des Meldebereichs. Bei Meldergruppen, die sich nicht im selben Geschoss befinden wie das Feuerwehrinformationszentrum, zeigt die Vorderseite den Weg zum Treppenhaus und die Rückseite den Weg vom Treppenhaus zur entsprechenden Meldergruppe. Außerdem beinhaltet eine Feuerwehrlaufkarte auch immer allgemeine Informationen zur entsprechenden Meldergruppe. Hierzu zählen neben Melderart und -anzahl auch der Typ der Melder sowie eventuelle Informationen über Besonderheiten. So müssen Melder in nicht unmittelbar einsehbaren Bereichen, etwa in Doppelböden oder Zwischendecken, besonders gekennzeichnet werden, damit die Feuerwehr diese auch finden kann.

Und hier ist schon der wichtigste Knackpunkt: Die Feuerwehrlaufkarte muss stimmen. Sowohl die auf der Karte eingezeichneten Grundrisse als auch die Meldergruppen an sich müssen der aktuellen Situation vor Ort entsprechen. Wenn die Laufkarte falsch ist und die Feuerwehr nicht zum auslösenden Bereich führt, kann die Suche nach dem Meldebereich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, denn die Feuerwehr muss der Auslöseursache nachgehen und den Bereich, in dem ein Brandalarm ausgelöst wurde, kontrollieren. Wenn die Feuerwehr also nicht direkt über die Laufkarte zum Meldebereich kommt, muss im Zweifel das gesamte Gebäude kontrolliert werden. Bei großen Objekten kann das viel Zeit in Anspruch nehmen. Gibt die Feuerwehr das Objekt dann noch nicht frei, darf sonst niemand das Objekt betreten und der Betrieb steht still. Aber auch bei einem tatsächlichen Brandereignis gehen wertvolle Sekunden und Minuten verloren, die entscheidend für das Ausmaß des Schadens sein können.

Die Laufkarten einer Brandmeldeanlage werden i. d. R. von der Errichterfirma zur Verfügung gestellt. Nach Umbaumaßnahmen müssen diese unbedingt an die neue Situation angeglichen und aktualisiert werden. Bei Änderungen der Brandmeldeanlage wird die Errichterfirma das Thema ansprechen, sodass hier eine Aktualisierung beauftragt werden kann.

Tipp
Vereinbaren Sie vertraglich, dass Sie als Auftraggeber die neuen Feuerwehrlaufkarten auch digital im dwg- oder dxf-Format erhalten. Dadurch können spätere Aktualisierungen leichter vergeben werden und Sie sind nicht an einen Vertragspartner gebunden.

Unterstützende Vorbereitungen

Auch für den direkten Einsatz der Feuerwehr können Sie bereits vorab unterstützend tätig werden. Sind in Ihrem Gebäude beispielsweise Zwischendecken durch Brandmelder überwacht, empfiehlt es sich sehr, in Absprache mit der Feuerwehr eine eigene Bockleiter bei der Feuerwehrinformationszentrale (FIZ) zu deponieren. Das hilft im Einsatzfall bei der ersten Erkundung, denn die Feuerwehr nimmt nicht direkt im ersten Moment eine passende Leiter mit in das Gebäude. Diese Leiter kann durch eine spezielle Vorrichtung so gesichert werden, dass sie nur durch die Feuerwehr genutzt werden kann. Auch für Bereiche in denen aufgeständerte Böden (Doppelböden) durch Brandmelder überwacht sind, empfiehlt es sich, an dieser Stelle einen Saug- bzw. Krallenheber zu deponieren, damit der erkundende Trupp der Feuerwehr problemlos die Bodenplatten des Meldebereichs anheben kann.

Derartige Maßnahmen können im Einsatzfall einen Zeitgewinn von mehreren Minuten bedeuten, was sich sowohl bei einem Fehlalarm als auch bei einem tatsächlichen Brandereignis immer positiv auf den Betrieb auswirkt.

Was Sie auf keinen Fall tun dürfen

Gerade in Objekten, in denen es häufiger zu Fehl- und Täuschungsalarmen kommt, stellen Feuerwehren immer wieder fest, dass der Brandalarm noch vor dem Eintreffen der ersten Einsatzkräfte durch Mitarbeiter der Haustechnik an der Brandmelderzentrale zurückgestellt wurde. Dies sollte man tunlichst unterlassen. Die Auslösung einer Brandmeldeanlage und v. a. deren Vorhandensein hat immer einen Grund. Wer die Brandmeldeanlage selbstständig zurückstellt, übernimmt dafür das volle Risiko und die Haftung bei einem dadurch nicht oder spät entdeckten Brand. Unter Umständen kann es sich beim vorzeitigen Zurückstellen einer Brandmeldeanlage auch um eine Straftat handeln: Durch das Zurücksetzen wird diese sicherheitstechnische Anlage so manipuliert, dass sie in ihrer Funktion beeinträchtigt wird. Räumalarme und Brandfallsteuerungen, die der Rettung von Personen dienen, werden dadurch beendet, woraus sich möglicherweise ein Straftatbestand nach § 145 StGB ergibt, nach dem eine solche Handlung mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden kann.

Nachbereitung des Einsatzes

Auch nach einem Einsatz der Feuerwehr kann man viele Lehren aus diesem Ereignis ziehen und Abläufe für den nächsten Alarm optimieren. Dabei ist die örtliche Feuerwehr i. d. R. gern behilflich. Es lohnt sich also, nach einem Alarm einmal die Feuerwehr anzusprechen und zu fragen, wie man unterstützend tätig werden kann. Auch beim Einsatz selbst können Sie die Prozesse genau beobachten und sich einige hilfreiche Fragen stellen:

  • Hat die Räumung des Gebäudes gut funktioniert?
  • Wie lange hat das Eintreffen der Feuerwehr gedauert?
  • War das Feuerwehrschlüsseldepot gut zugänglich und hat der Schlüssel überall funktioniert oder muss vielleicht eine Batterie bei der elektronischen Schließung getauscht werden?
  • Waren die Laufkarten aktuell und konnte die Feuerwehr den Melder schnell finden und kontrollieren?

Bei der Gelegenheit lohnt es sich auch, einen Blick auf einen eventuell vorhandenen Feuerwehrplan zu werfen. Dort sind immer Ansprechpartner für den Einsatzfall angegeben. Hier sollte man in regelmäßigen Abständen kontrollieren, ob die Telefonnummern, insbesondere die Privat- und Mobilnummern der angegebenen Ansprechpartner, noch korrekt sind.

Fazit

Feuerwehreinsätze im Betrieb, speziell Brandmeldealarme, können vorkommen und stehen für Deutschlands Feuerwehren regelmäßig auf der Tagesordnung. Als Betrieb kann man sich mit einigen kostengünstigen Maßnahmen auf dieses Ereignis vorbereiten, die einen schnellen und reibungslosen Ablauf des Alarms unterstützen. Durch wenige Handgriffe in der Vorbereitung können die Feuerwehren schneller und effizienter arbeiten, was letztlich auch dem eigenen Unternehmen hilft, damit dieses zügig wieder den Betrieb aufnehmen kann.

Der Autor

Robin Dietrich ist Brandschutzbeauftragter und -planer und führt ein Brandschutzbüro in Weinheim im nördlichen Baden-Württemberg. Mit seiner Expertise unterstützt er Unternehmen aller Art im betrieblichen Brandschutzmanagement. Selbst seit Kindesbeinen Feuerwehrmann, kennt er die Tücken und Fallstricke bei Brandmeldealarmen nur zu gut.

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